Bericht: Familiengruppen-Abenteuer in Zeiten von Corona'20

Was für ein Start für unseren offiziellen Beginn als Familiengruppen-Leiter*innen! 
Nachdem munter Hütten gebucht, Wanderkarten gewälzt und Stoffe für Elfengewänder geshoppt wurden, haben wir nach der Himmelfahrts-Tour (Lockdown) auch die Herbstfahrt nach Jonsdorf im Zittauer Gebirge (steigende Infektionszahlen) schweren Herzens abgesagt. Zwar wären wir dort im Wald wirklich abgeschottet und das Hygiene-Konzept für die verkleinerte Gruppe stand auch, doch die Bedenken überwogen.
Trotzdem wollten wir die kletter- und wanderlustigen Familien natürlich nicht hängen lassen und so musste rasch ein Alternativ-Programm her. Jeden zweiten Tag boten wir Tagesausflüge ins Berliner Umland – ost-west-süd-nord an. Natürlich mit vorher abgestimmten Regeln zur Ansteckungvermeidung.

Märchenhafte Wanderung um den Rapunzel-Turm

Unser erstes Ziel war der Askanierturm am Werbellinsee, wo 2009 tatsächlich „Rapunzel“ neu verfilmt wurde. Dank eines vorher organisierten Schlüssels konnten wir sogar die Stufen

erklimmen und unser (erstes) Picknick in luftiger Höhe und mit wunderbarem Blick genießen. 

Richtig geklettert wurde dann am Seeufer, wo wir sogar einen wunderbar knubbeligen Boulder-Baum entdeckten. Darüber hinaus verführten zahlreiche umgestürzte Bäume zum Balancieren. Bei der Suche nach Geo-Caches tat sich Meisterfinder Matti besonders hervor, der auch die „hölzerne Familie“ enttarnte: Zwei ältere Bäume, an die sich eng Jungbäume schmiegten.
Das zweite Picknick gab es dann auf dem Spielplatz. Während die Kleinen und nicht so Kleinen kletterten, schaukelten und rutschten, ließen sich die Großen ihren Tee aus der Thermoskanne schmecken.
Weiter durch den Wald ging´s mit Märchenrätseln: Was ist Rapunzels bevorzugte Waffe? Woher bekommt Aschenputtel ihre hübschen Kleider? Und welche Gegenstände lässt sich Schneewittchen andrehen? Während es bei Rapunzel nur eine gültige Antwort (Bratpfanne!) gab, wurden bei den anderen Fragen unterschiedliche Lösungen akzeptiert.
Als die Kinder müde wurden, half nur noch eins: Wir verließen die begangenen Pfade und abenteuerten querwaldein. Vorbei ging es an giftigen Teufelskrallen, schlafenden Drachen und durch sumpfige Tümpel. Da wurden die Kids wieder munter und als dann auch noch ein Vulkan ausbrach, flohen sie mit neuer Kraft – bis hin zur rettenden Eisdiele.

Himmlische Genüsse am Teufelsberg

Eine moderne Schatzsuche, sprich Geocaching, verlockte auch an diesem Tag die kleinen Sucherinnen und Sucher. Ausgestattet mit Funkgeräten, konnten sie uns den Weg weisen, oder uns in die Irre locken. Und schnell hatten die ‚digital natives‘ natürlich auch

herausbekommen, wie sie die Kanäle wechseln können. Die Komplexität des Multi-Caches überforderte dann doch etwas, aber wir fanden bei der Jagd nach Hinweisen einladende Zweighütten und sogar die Überreste eines Ski-Liftes! Der Teufelsberg war tatsächlich mal als Skipiste geplant. Heute nutzten nur noch rasende downhill-Biker den wirklich steilen Abhang. Den wir hinauf keuchten… Zur Belohnung gab es auf dem Gipfel Engels- und Teufelskuchen von Ariane – mjam! Auch für das geistige Wohl wurde gesorgt, als uns ein Forstbeamter über den historischen Werdegang des Geländes auf dem Teufelsberg aufklärte.
Frisch gestärkt machten wir uns auf zum Teufelsturm. Dort hingen die Kinder bald in den Felskaminen und spielten Verstecken.
Der Rückweg bergab ging dann um vieles schneller als der Aufstieg ;)

Zwischen Riesenrutsche und Kletterwand: Volkspark Potsdam

Nicht die freie Natur, sondern ein Park war heute unser Ziel. Der Volkspark Potsdam ist aber auch wirklich ein abwechslungsreiches und riesiges Gelände! Erwartungsgemäß als sehr

passend zu unserer gemischten Gruppe stellte sich die Kombination von Kletter-, Bouldermöglichkeiten und Spielspaß heraus. Bei unserer ersten Station konnte direkt nebeneinander an der Wand geklettert – für einige Teilnehmer*innen groß und klein die Premiere am Seil – oder durch Röhrenrutschen gesaust werden.
Auf den Trampolins wurden dann die Verkrampfungen gelockert, bevor es weiterging zur Boulderwand. Auch hier schloss sich direkt ein Spielfeld für diejenigen an, die nicht (mehr) klettern mochten. Und dort gab es auch ein gemeinsames 2-Felder-Ballspiel (Danke, Marcel).
Wir hatten für diesen Ausflug den wärmsten Tag der Woche gewählt und da das Wetter uns an diesem Herbsttag hold war, konnten wir zum Abschluss noch den Wasserspielplatz genießen. Geplanscht wurde zwar nicht, aber auf einem Floss geschippert und mit riesigen Blechfischen gespritzt. Außerdem gab es das (nicht nur) für Familiengruppen essentielle üppige zweite Picknick.

Herbstfarben in der Märkischen Schweiz

Unser Ausflug in die Märkische Schweiz war eine Reise ins Gelborange: Die Bäume leuchteten über Nacht nicht nur in Herbstfarben, sondern das Laub rieselte auch verzaubert auf uns herab und bedeckte den Boden mit einer magischen Schicht. Wir folgten dem

gelben Weg – nicht durch Oz, aber doch durch Orte mit geheimnisvollen Namen wie Echostein und Silberberg. Vorbei an sumpfigen Seen ging es und nur um Haaresbreite landete unser Jüngste nicht im Matsch. Geschmückt mit buntem Laub kletterten wir über sturmgefällte Bäume, wobei sich auch der Große nicht zu cool dafür war. Heulend ging es durch die Wolfsschlucht, hinauf zum Teufelsstein. Mit atemberaubendem Blick über die Wipfel gab es das erste Picknick, das zweite folgte an einem Gipfelkreuz.
Nach einer Gratwanderung gab es noch ein gemeinsames Versteckspielen im Schloßpark.
Ein strahlender Abschluss unserer Herbstausflüge ins Berliner Umland!

Fazit

Wir haben das Beste draus gemacht, die Kinder von 4- 11 Jahren und auch die Eltern und ein Hund hatte gemeinsam Spaß an Wald und Wasser und Fels. Durch die gut gewählten Orte gab es die Option für die Kletterfreudigen an der Wand zu hängen, während die anderen nahebei rutschen und toben konnten. Auch das Fahrrad der jüngsten Teilnehmerin machte als ‚shared bike‘ zeitgemäß furore. Es war schön, nahe Urlaubsziele gemeinsam zu erkunden.
Trotzdem sind für nächstes Jahr wieder mindestens zwei Familienfahrten geplant: Himmelfahrt in Ostrov und Herbstfahrt nach Jonsdorf.
Zusätzlich wird es weitere Aktionen um und in Berlin geben.

Mehr Infos unter:  familiengruppe.alpinclub-berlin.de

Über uns
Jenny

Naturpädagogin und Fantasy-Autorin,

die gern als Elbin die Wälder erkundet.

Jens

DAV Trainer C Boulder und begeisterter Kletterer
Angehender DAV Familiengruppenleiter

Beide sind wir gerne in der Natur mit unseren Kindern zusammen unterwegs. Am liebsten mit anderen Familien. Da die Alpen sehr fern sind, entdecken wir zumeist die malerischen Orte in der wundervollen sächsischen Schweiz oder im Zittauer Gebirge.

Text und Fotos: Jenny Breidenstein

(Artikel erschien in Berlin Alpin 01/2021)